Wenn die Chemie nicht stimmt! Wie ihr auch beim Thema Düngen zu 100% biologisch bleibt.
Es ist Ende August, der Garten steht in voller Blüte, die Sonne brütet und für viele ist die schönste Zeit im Gartenkalender angebrochen.Jetzt könnt ihr den Garten am Höhepunkt seiner Blütenpracht genießen. Es ist die Zeit, in der man Wein und Gehölze stutzt, in der man verstärkt Unkraut jätet und vielleicht den lauen Abend mit einem erfrischenden Limoncello ausklingen lässt.
Nur: Durst haben auch die Pflanzen, ausgelaugt durch die Sommerhitze und das Wachstum der zurückliegenden Monate, braucht auch der Boden jetzt besondere Zuwendung in Form von Wasser und Nährstoffen. Neben dem Gießen der Pflanzen (am besten alle paar Tage, dafür reichlich) ist auch das Düngen der frisch abgeernteten Gemüsebeete im August hochaktuell – die natürliche und nachhaltige Methode der Gründüngung führt dem Boden und Bodenlebewesen wichtige Nährstoffe zu.
Düngen ist im Biogarten nicht zu trennen von allen anderen Arbeitsschritten. Egal, ob ihr den Boden bewässert, ihn lockert oder überlegt, welche Kulturart auf welches Beet gepflanzt wird, es gilt: Alles, was wir tun, muss dazu beitragen, die Fruchtbarkeit des Bodens, die Bildung von Dauerhumus, zu erhalten, zu mehren. Nur im gesunden Boden wachsen gesunde Pflanzen. Wichtigstes Prinzip: Nicht die Pflanze, sondern den Boden düngen wir.
Die Biogarten-Experten Andrea Heistinger und Alfred Grand haben für euch die wichtigsten Grundsätze des biologischen Düngens zusammengefasst:
⇒ Auszug aus: Biodünger selber machen.
Die wichtigsten Grundsätze des Düngens
„Die Frage, welche Dünger man wann und in welchen Mengen ausbringt, kommt erst nach der Frage, wie man den Nährstoffkreislauf eines Bodens optimal in Schwung bringt. Die einfachste Art, Biodünger selbst herzustellen, ist, den Boden so zu kultivieren, dass der Nährstoffumsatz im Boden in großem Maße eigenständig vonstatten geht. In einem belebten Boden geschieht dies sozusagen „nebenbei“: Hier leben Mikroorganismen, die – in Zusammenarbeit mit Leguminosen (Pflanzen aus der Familie der Hülsenfrüchtler)– den Stickstoff aus der Luft für die Pflanzen verfügbar machen können. Andere Mikroorganismen können Phosphor für die Pflanzen aufschließen und schließlich entstehen im Verdauungstrakt der Regenwürmer Ton-Humus-Komplexe, die diese Nährstoffe zwischenlagern, bis die Pflanze sie benötigt.
Wir Gärtnerinnen und Gärtner können diesen Düngekreislauf nutzen und fördern – oder ihn umgekehrt schwächen. So bedeutet biologisch zu düngen, den Boden und das Bodenleben zu pflegen und mit den eingesetzten Düngern die Böden immer wieder neu zu beleben. Das wichtigste Düngungsprinzip im ökologischen Landbau ist, dass nicht die Pflanze, sondern der Boden, genauer gesagt die Bodenlebewesen gedüngt werden. Düngung bedeutet im ökologischen Landbau, Rahmenbedingungen für einen vitalen Boden-Pflanzen-Organismus zu schaffen.
“Im ökologischen Landbau werden nicht die Pflanzen, sondern der Boden gedüngt.”
Die Düngung soll die Fähigkeit der Pflanze stärken, sich durch einen optimalen Bodenaufschluss mit Nährstoffen und allen anderen Wuchsstoffen zu versorgen. Einfach gesagt, ist der Boden die oberste Schicht der Erde. Wie eine dünne Haut überzieht der Boden den Globus. Diese Haut ist lebendig und wandelbar. Je stärker der Boden belebt ist, umso besser gedeihen Kulturpflanzen. Die obersten fünf bis 30 Zentimeter dieser Haut bilden die sogenannte Humusschicht, den Mutterboden. Er entstand über viele Jahrtausende, und zwar durch die Kulturtätigkeit von Bäuerinnen und Bauern.
Umgekehrt kann er bei falscher Bewirtschaftung innerhalb kürzester Zeit zerstört sein: wenn immer schwerere Traktoren den Boden immer mehr verdichten, chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, Herbizide, leichtlösliche Mineraldünger das Bodenleben zerstören oder wenn durch Monokulturen und einseitige Fruchtfolgen die Böden einseitig ausgelaugt werden.
Häufig begegnet man beim Thema Düngen immer noch einem bereits überholten Verständnis, was Düngen sei: nämlich die Anreicherung des Bodens mit Stoffen, die eine Abnahme der Bodenfruchtbarkeit verhindern oder die Steigerung der Erträge bewirken sollen.
Manchmal dauert es erstaunlich lange, bis sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse auch in Lehrbüchern und Lexika niederschlagen. Einem belebten Boden wird dieses überholte Dünge-Verständnis allerdings ganz und gar nicht gerecht. Das Düngungsprinzip des biologischen Gärtnerns ist ein anderes: Es wird so gegärtnert, dass der Boden nicht verdichtet, das Bodenleben und damit die Nährstoffumsetzung für die Pflanzen gefördert werden.
Ein Boden ist dann fruchtbar, wenn er gut Wasser speichern kann, wenn er gut belüftet ist und den Bodenorganismen optimale Lebensbedingungen bietet. Ein fruchtbarer und schonend bearbeiteter Boden ist so die Grundlage für die laufende Umsetzung der organischen Substanz im Boden und für die Vitalität der Kulturpflanzen. Das ist eine der schönsten und faszinierendsten Seiten des biologischen Gärtnerns: Die Bewirtschaftung wird von Jahr zu Jahr leichter, die Pflanzen wachsen ertragreicher und überstehen schwierige Zeiten – wie lang andauernde Trockenheit oder große Hitze – leichter. Gleichzeitig ist Biolandbau Klimaschutz. Da biologisches Gärtnern den Humusgehalt der Böden erhöht, wird das schädliche Klimagas CO2 in der Biomasse des Bodens wieder rückgebunden.
Grundsätze der Nährstoffversorgung im Biogarten:
- Möglichst geschlossener Nährstoffkreislauf
- Aktives Bodenleben fördern
- Verluste verhindern (Auswaschung ins Grundwasser, Ausgasung in die Luft)
- Nährstoffzufuhr von außen (gekaufte Biodünger) nur als Ergänzung”
Genaue Anleitungen, Tipps und Grundlagen zum biologischen und natürlichen Düngen findet Ihr im Standardwerk von Andrea Heistinger und Alfred Grand: Biodünger selber machen.