Klima, Gender und die Macht kleiner Schritte
Klar ist: Es muss sich was ändern. Sei es in Bezug auf die Klimakrise, das Patriarchat oder generelle strukturelle Ungleichheiten in unserer Gesellschaft. Bei all den Baustellen kann schnell das Gefühl aufkommen, völlig machtlos zu sein. Denn wo am besten anfangen, was tun und wer benötigt am dringendsten die Unterstützung? Dieses Gefühl können wir nur allzu gut verstehen. Aber keine Sorge, auch wenn einem manchmal alles zu viel vorkommt, hängen so manche Probleme enger zusammen als es auf den ersten Blick ersichtlich ist. Und anzufangen, im Kleinen was daran zu ändern, ist ein wichtiger Schritt.
Du möchtest dich für Klimagerechtigkeit starkmachen und gleichzeitig gegen strukturelle Ungleichheiten eintreten? Dann bist du hier genau richtig und erfährst, dass diese beiden Anliegen eben nicht getrennt voneinander betrachtet werden können, sondern die gleiche Wurzel haben.
Gleichheit ist nicht gleich Gerechtigkeit
Das Wort Gerechtigkeit wird oft verwendet und wir alle kennen auch die Bedeutung, doch gerecht ist nicht gleich gerecht und eben schon gar nicht gleich. Oft werden Gerechtigkeit und Gleichheit synonym verwendet – doch sie unterscheiden sich in wichtigen Punkten.
Mit Gerechtigkeit ist gemeint, dass alle Ressourcen und Chancen fair auf die Menschen aufgeteilt werden. Unter Gleichheit hingegen wird die GLEICHE Aufteilung der Ressourcen und Chancen verstanden. Klingt fair? Ist es leider nicht immer. Denn wenn einfach alle genau dasselbe bekommen würden, würde ja vergessen werden, dass wir nun mal nicht alle unter den gleichen Startbedingungen auf die Welt kommen und unterschiedlichste Bedürfnisse mitbringen. Also ganz simpel ausgedrückt: Alle sollten das bekommen, was sie brauchen.
Viele Baustellen – eine Lösung?
Jedes Problem braucht auch seine eigene Lösung? Nicht unbedingt – gerade in Sachen Klima, Patriarchat und strukturelle Ungleichheiten bedarf es einem gemeinsamen Ansatz. Denn all diese Themen sind so ineinander verstrickt, dass man sie gar nicht unabhängig voneinander betrachten kann. Und dafür gibt es sogar ein eigenes Wort: Intersektionalität.
Noch nie gehört? Kein Problem, ist gar nicht so kompliziert, wie es im ersten Moment klingt. Mit diesem Wort wird beschrieben, wie unterschiedliche Formen der Diskriminierung überkreuzen – eben unter anderem in Klima- und Genderfragen.
Denn Menschen, die besonders schwer von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, werden sehr häufig auch noch stärker als andere durch das Patriarchat benachteiligt. Aber wie genau das alles zusammenhängt, werden wir im Laufe des Beitrags klären.
Fest steht auf alle Fälle: Sich gegen soziale Ungerechtigkeiten und für das Klima einzusetzen, lässt sich ziemlich gut vereinen.
Wie hängt das jetzt alles zusammen?
Wir wissen, dass vor allem der globale Süden mit den Folgen der Klimakrise zu kämpfen hat. Aber auch hier sind nicht alle gleich stark betroffen. Vor allem Frauen leiden sehr an den Auswirkungen. Denn Aufgaben, die traditionell auf ihren Schultern lasten, wie etwa die Beschaffung von Wasser, Nahrung und Brennstoffen, werden durch die klimatischen Veränderungen erschwert.
Außerdem haben Naturkatastrophen besonders für Frauen fatale Folgen: Zum einen ist die Sterberate deutlich höher. Dazu kommt, dass häusliche und/oder sexualisierte Gewalt nach solchen Krisen deutlich ansteigen. Zum anderen sind die Folgeereignisse des Klimawandels für Frauen auch aus finanzieller und wirtschaftlicher Sicht mit besonders schweren Auswirkungen verbunden. Letzteres liegt am meist schlechteren Einkommen, wenig finanziellen Rücklagen und der fehlenden Option, als Frau einen Kredit aufnehmen zu können. Genaueres findest du hier.
Es wird also ganz klar, wie sehr die Klimakrise die ohnehin schon herrschenden sozialen Ungerechtigkeiten befeuert und eine große Mehrfachbelastung für Frauen zur Folge hat. Deshalb gibt es sogar eine eigene Richtung des Feminismus, die sich genau mit diesem Problem beschäftigt: Ökofeminismus. Wenn du herausfinden willst, was genau es damit auf sich hat, findest du hier einen anderen Beitrag im Löwenzahn-Magazin, der sich damit auseinandersetzt. Hier geht es zum Beitrag.
Wie wir in die Zukunft blicken
Das Thema Klima-Aktivismus hat es mittlerweile zu einem festen Bestandteil im Leben vieler Menschen etabliert. Wir, die etwas ändern wollen, werden immer mehr. Aber sogar hier lassen sich ein paar Zusammenhänge zwischen Klima und Gender finden…
An wen denkst du zuerst, wenn du an Menschen denkst, die sich für Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit einsetzen?
Wahrscheinlich schießen dir sofort die Namen von Greta Thunberg, Luisa Neubauer oder Joanita Babirye durch den Kopf, allesamt junge Frauen. Damit entsteht ein ziemlicher Kontrast zu den Leuten, die tatsächlich Klimapolitik machen.
Die Personen, die aktuell darüber bestimmen, wie es um die Zukunft der Erde und des Klimas steht sind zum großen Teil nicht die Menschen, die unter den Folgen des Klimawandels oder unter dem Patriarchat leiden. Denn es handelt sich meist um Männer des globalen Nordens.
Die Zukunft einer nachhaltigen Klimapolitik liegt also im ersten Schritt schon einmal darin, die Menschen, die tatsächlich betroffen sind, auch in die Entscheidungen miteinzubinden und mitzudenken. Die Politik muss also deutlich diverser werden. Aber nicht nur sie – wir alle sollten die Initiative ergreifen und handeln.
Kleine Schritte mit ganz schön viel Power
Zugegeben, dieses Thema zählt bestimmt zu den etwas schwer verdaulichen. Aber das ist kein Grund, sich entmutigen zu lassen. Denn in dir steckt ganz schön viel Kraft und damit kannst du mehr bewegen, als dir vielleicht klar ist.
Dein Aktivismus kann zum Beispiel viel draußen und im Kontakt mit Menschen stattfinden. Ob das nun bedeutet, auf Demos zu gehen, mit Freund*innen und Familie zu sprechen oder auf Social Media Aufklärungsarbeit zu leisten: All das lässt sich super in den Alltag einbauen.
Aber auch in ruhigen Momenten lässt sich einiges machen. Zwar kann man die Verantwortung für die Klimakrise nicht einfach an Konsument*innen und Einzelpersonen abtreten, denn große Konzerne und Entscheidungsträger haben den größten Einfluss auf das Klima.
Aber trotzdem lohnt es sich, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen und umzukrempeln. Denn sich vegetarisch oder vegan zu ernähren, hat einen viel größeren positiven Einfluss auf deinen ökologischen Fußabdruck, als dir vielleicht klar ist. Hier findest du genaueres darüber.
Und wusstest du, dass es die klimafreundlichere Lösung ist, z.B. Musik nicht jedes Mal zu streamen, sondern auf deinem Endgerät zu speichern? Auch die Geschirrspülmaschine zu benutzen, anstatt mit Hand zu spülen, ist die energiesparendere Variante und was in keinem Haushalt mehr fehlen sollte, sind Mehrfachstecker mit Kippschalter. Denn die Geräte ganz auszuschalten, anstatt sie in den Standby-Modus zu versetzen stellt auch eine sehr klimafreundliche Angewohnheit dar.
Der Sinn für Nachhaltigkeit und Feminismus können also ganz organisch in deinen Alltag mit einfließen. Dir fallen wahrscheinlich noch einige andere Möglichkeiten und Ideen ein, die über die genannten Beispiele hinausgehen – teile sie gerne in den Kommentaren mit uns!
Da kann man eigentlich gar nicht anders, als anzufangen, sie in die Tat umzusetzen.