Eine Frage der Verantwortung in der Klimakrise: Individuum vs. System
In diesem Beitrag geht es um Verantwortung. Um Verantwortung in Bezug auf die großen Krisen unserer Zeit. Seien es die Auswirkungen der Klimakrise, wirtschaftliche, politische oder gesellschaftliche Herausforderungen. Themen, von denen viele vermutlich schon längst nichts mehr hören können und trotzdem müssen wir uns damit befassen. Immer und immer wieder. Denn ohne die Aufmerksamkeit von allen wird sich nichts ändern. Und genau hier kommt das Thema Verantwortung ins Spiel. Wer übernimmt sie denn jetzt eigentlich? Die Politik, die vorherigen oder die zukünftigen Generationen, oder doch jemand ganz anderes? Schwierige Fragen, aber keine Sorge: Mit Zuversicht und einem klaren Kopf schaffen wir es auch durch diese komplexen Themen. Also schauen wir uns an, wie es um das Thema Verantwortung steht und wie wir in schwierigen Zeiten zuversichtlich bleiben können, um so einen Teil zum Großen und Ganzen beizutragen.
WER TRÄGT JETZT DIE VERANTWORTUNG?
Auf die Frage „Wer trägt die Verantwortung?“ gibt es keine einfache Antwort. Aber eines steht fest: Verantwortung darf nicht einfach hin und her geschoben werden. Sie darf nicht nur bei Politiker*innen, Unternehmen oder uns Bürger*innen landen, ohne dass klar ist, wer wie viel Verantwortung übernehmen muss. Besonders bei der Klimakrise zeigt sich deutlich: Nicht jedes Land, jede Regierung oder jede*r Einzelne hat den gleichen Anteil an der Verantwortung. Deswegen kann und muss das Handeln sehr unterschiedlich aussehen.
Ein Gerichtsurteil aus dem Jahr 2021 hat klar gemacht, dass die Politik die Verantwortung nicht einfach abschieben kann: Zum ersten Mal hat ein Gericht bestätigt, dass eine Regierung die Fürsorgepflicht für seine Bürger*innen verletzt, wenn es zu wenig gegen Emissionen unternimmt.
„Der Erste Senat urteilte, dass damit vor allem die Angehörigen der jüngeren Generationen in ihren Freiheitsrechten bedroht seien: Man bürde ihnen die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Lasten der nach 2030 noch ausstehenden Emissionsminderung auf, die dann aller Voraussicht nach so radikal und kurzfristig erbracht werden müssten, dass sie in der Ausübung ihrer grundrechtlich geschützten Freiheitsrechte stark eingeschränkt würden.“ (Deutschlandfunk)
GREENWASHING: Verantwortung grün anstreichen
Hinzu kommt die Tatsache, dass viele Produkte, die uns als vermeintlich nachhaltig verkauft werden, längst nicht so umweltfreundlich sind, wie sie zunächst scheinen. Zwar sind erneuerbare Energien grundsätzlich umweltschonender als fossile Brennstoffe, doch auch sie verursachen Umweltschäden – sei es durch die Gewinnung von Rohstoffen für Solarpanels oder die Landnutzung für Windkraftanlagen.
NICHT MEHR NUR „EINFACH WENIGER KONSUMIEREN“
Man könnte denken: „Wenn wir alle nur weniger fliegen, kein Fleisch essen und das Auto stehen lassen, dann wäre das Problem doch gelöst.“ Aber so einfach ist es nicht. Denn obwohl individuelle Entscheidungen wichtig sind, sind sie nur ein kleiner Teil der Lösung. Die Vorstellung, dass wir allein durch unseren Konsum die Klimakrise bewältigen können, ist ein Trugschluss, der uns von den eigentlichen Verursachern der Krise ablenkt: der Industrie und dem wirtschaftlichen System, das auf endlosem Wachstum basiert.
Die Idee des persönlichen CO₂-Fußabdrucks, die ursprünglich von BP, einem Ölkonzern, propagiert wurde, verschiebt die Verantwortung auf uns Einzelne. Aber der größte Teil der Verantwortung liegt bei denjenigen, die fossile Brennstoffe fördern, Energie verschwenden und Profit über das Wohl unseres Planeten stellen.
SYSTEMISCHE VERÄNDERUNGEN SIND DER SCHLÜSSEL
Was wir wirklich brauchen, sind tiefgreifende systemische Veränderungen. Wir müssen uns fragen, wie viel Energie wir überhaupt verbrauchen wollen und welche Wirtschaftssektoren schrumpfen sollten, um eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft zu schaffen. Während Bereiche wie Bildung und Gesundheitsversorgung ausgebaut werden müssen, sollten umweltschädliche Industrien, wie die fossile Energiegewinnung und der Rüstungssektor, reduziert werden. Es liegt in unserer Verantwortung, dieses System neu zu gestalten – für uns und für zukünftige Generationen.
Dafür braucht es Druck auf die Politik und auf die Unternehmen. Es braucht klare Gesetze und staatliche Regelungen, die umweltschädliches Verhalten sanktionieren und klimafreundliche Alternativen fördern. Und ja, manchmal bedeutet das auch Verbote und Einschränkungen. Doch diese Art von Regelungen schafft Freiheiten – nicht nur für uns heute, sondern auch für zukünftige Generationen.
GEMEINSAM KÖNNEN WIR ETWAS BEWEGEN
Es ist nicht alles verloren – ganz im Gegenteil. Es gibt zahlreiche Beispiele, wie Menschen auf der ganzen Welt Verantwortung übernehmen und für eine gerechtere Zukunft kämpfen. Ob durch Proteste, Petitionen oder den Aufbau von Kooperativen, wie in Italien, wo Arbeiter*innen eine Autoteilefabrik besetzten und daraus eine sozial-ökologische Kooperative machen wollen. Solche Initiativen zeigen, dass Veränderung möglich ist – wenn wir gemeinsam handeln.
Individuelle Entscheidungen sind wichtig, aber sie sind nur ein Teil des Puzzles. Es braucht strukturelle Veränderungen, und dafür brauchen wir ein gemeinsames Engagement. Verantwortung bedeutet, sich aktiv einzubringen und Druck auf die Politik und Wirtschaft auszuüben. Gemeinsam können wir die Krise bewältigen und zuversichtlich in eine bessere Zukunft blicken.