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Portrait Marlene Kelnreiter
Janina
BEITRAGSAUTORIN: Janina | KATEGORIE: Natürlich & nachhaltig leben | 13.09.2023 | aktualisiert: 07.09.2023

„In jeden Almsommer gehe ich ganz anders rein, und komme auch wieder ganz anders raus.“ – Interview mit Marlene Kelnreiter

Marlene Kelnreiter ist Autorin von „Käseglück“, Sommer-Sennerin, Teilzeit-Aussteigerin und nicht zuletzt Freigeist. Im Sommer zieht es sie in die Berge, mit dem Ziel, dort 100 Tage lang Milch in Käse zu verwandeln und erfüllt sich so ganz nebenbei lang gehegte Träume. Doch auch im Winter wird es in ihrem Alltag nicht langweilig: Ob sie Käse nascht oder verkauft, in den eigenen Tagebüchern stöbert, Workshops gibt oder ihr Buch “Käseglück” schreibt – Marlene ist nicht fürs Faulenzen gemacht.

In einem Interview erzählt uns Marlene Kelnreiter, was sie antreibt, wie ihr Leben auf der Alm, aber auch in der Stadt aussieht – und was ihre Divise zum Käsen und Sofort-Losstarten ist.

Wie fühlt es sich an, oben auf der Alm und zwischen all den Tieren einen Platz gefunden zu haben?

Ganz wunderbar! Wie selbstverständlich bin ich hier Bestandteil der Berge, der Natur, des Wetters und der Tiere – und gemeinsam wursteln wir uns hier mal mehr, mal weniger ausgeschlafen durch den Almsommer hindurch.

Marlene zwischen Kuh und Käse
Zwischen Bergen, Tieren und Käse angekommen - Foto: © Löwenzahn Verlag/ Lia Elias

Du schreibst im Buch, du wusstest schon früh, dass du dein Leben „an intensiven, extremen, aufregenden Orten“ verbringen wirst. Hast du das erreicht?

Für die Zeit des Almsommers auf jeden Fall. Inmitten der bombastischen Gesteinshaufen dämmert es mir jeden Tag, wie unglaublich es ist, dass dieser Planet überhaupt existiert (und dass ich derzeit auch kurz hier sein kann) – das Lebensgefühl, das sich allein aus diesem Bewusstsein speist, gepaart mit der intensiven Arbeit inmitten der rauen Natur würde ich schon als intensiv und extrem bezeichnen.

Der Rest des Jahres ist mit meiner jahrelangen Homebase Wien jetzt nicht ganz so wild – aber mittlerweile bin ich auch zur Einsicht gekommen, dass 365 Tage Aufregung weder wünschenswert noch machbar sind.

Gibt es ein Erlebnis auf der Alm, das dir im Gedächtnis geblieben ist, das dich geprägt hat?

Ich kann das gar nicht auf ein bestimmtes Erlebnis beschränken, im Nachhinein ist es irgendwie immer der gesamte Sommer, der mit einer bestimmten Tonalität prägend in Erinnerung bleibt. In jeden Almsommer gehe ich ganz anders rein, und komme auch wieder ganz anders raus, woran ich erkennen kann, mit welchen unterschiedlichen Dingen, Themen und Personen ich jeweils gerade beschäftigt bin.

Ist Einsamkeit ein Thema? Wie gehst du damit um?

Eigentlich nicht. Meist sind die Almen auch gar nicht so abgelegen, wie ich mir das wünschen würde, und ich habe fast täglich mit Bauers- oder Wandersleuten zu tun. Ich bin sehr gerne alleine und mag es, nicht nur in die Ruhe zwischen den Berggipfeln, sondern auch in mich selbst hinein zu versinken.

Marlene räumt auf
Für Einsamkeit bleibt auf der Alm nur selten Zeit - Foto: © Löwenzahn Verlag/ Lia Elias

Wenn ich Einsamkeit allerdings nach dem Autor Daniel Schreiber definiere, nämlich als Abwesenheit von bedeutsamen, sozialen Beziehungen, dann muss ich sagen, ja, das fehlt mir schon. Notfalls schick ich meinen Freund*innen oder Familienmitgliedern einfach ein Zugticket, und dann darf man mich nicht nur, dann muss man mich besuchen kommen.

Wie fühlt es sich an, wenn du im Herbst wieder zurück in die Stadt kommst und was machst du dort?

Wahrscheinlich habe ich diesen Wechsel schon so oft gemacht und mir sind beide Orte so vertraut, dass ich mich gar nicht lange eingewöhnen muss, sondern ich – zack bumm! – einfach wieder in der jeweiligen Realität aufschlage. Dort vertreibe ich dann den Rest des Jahres die Früchte meiner Sommer-Arbeit, und verkaufe meinen selbst gemachten Alpkäse in kleinen Läden, Restaurants und an Privatkund*innen.

Außerdem bin ich zurzeit mit vielen Workshop-Terminen beschäftigt – in kurzweiligen, feinen Kursen zeige ich, wie man auch zu Hause Milch in unterschiedliche Produkte verwandeln kann. Außerdem arbeite ich an meinem 2. Buch und mag im Winter eigentlich nichts lieber, als mit einer Tasse Tee am Schreibtisch zu sitzen.

Vermisst du dein „altes“ Leben? Wie war das so?

Ich habe immer bei ganz vielen tollen Projekten mitgearbeitet – im Analog-Palast Supersense und bei der Wiederbelebung des Polaroids. Der rote Faden, der sich durch alles zieht, ist die Liebe zum Analogen, Sinnlichen, Handfesten, Greifbaren, Nicht-Virtuellen.

Dass ich in meinem „neuen“ Leben nicht den Großteil meiner Zeit in einem Büro vor einem Bildschirm verleben muss, das macht mich wohl am glücklichsten und vermisse ich am wenigsten.

Wenn ich die Erfahrung eines Almsommers auch einmal machen möchte: Wie finde ich eine Alm?

Ich empfehle immer die Websiten zalp.ch und almwirtschaft.com – auf deren Stellenbörsen gibt es Jahr für Jahr alle möglichen Angebote, darunter auch solche für ungelernte Helfer*innen auf eine begrenzte Zeit. So habe ich auch angefangen, als ich 6 Wochen lang einem Senn bei der Arbeit und im Haushalt half.

Marlene inmitten von Käse
Marlenes Weg vom Job am PC zum Käsen in den Bergen - Foto: © Löwenzahn Verlag/ Lia Elias

Deine Leser*innen möchten sicher auch wissen: Wie hast du dir das Wissen rund um die Käseherstellung angeeignet?

Ich habe den Großteil praktisch gelernt, indem mir geduldige, erfahrene Senner*innen gezeigt haben, wie das Ganze funktioniert. Und ich habe viel gelesen und zu Hause im kleinen Rahmen selbst ausprobiert.

Hast du zum Schluss noch einen Insidertipp für die Käseherstellung zu Hause?

Keine Angst und nicht allzu viel Respekt haben, sondern einfach fröhlich drauflos tun – und sich dabei immer diesen schönen Schweizer Satz in Erinnerung rufen: “Es het gäng no chäs ge“, was so viel bedeutet wie „es ist immer noch Käse geworden“.

Bild von einem Käse
Mit Marlenes Buch "Käseglück" wird auch die Küche zur Käserei - Foto: © Löwenzahn Verlag/ Lia Elias

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