Agroforstwirtschaft: Wenn sich der Baum nicht vom Acker macht …
Nanu, was macht denn der Obstbaum auf dem Getreidefeld? Ist doch klar: Schatten spenden! Und vor Wind schützen, Humus produzieren und nebenbei noch saftiges Obst abschütteln. Schließlich steht der Baum nicht zufällig da, sondern bildet mit dem Acker zusammen eine sogenannte Agroforstwirtschaft. Was sich genau hinter dem Begriff verbirgt, welche Formen es gibt und was die Vor- und Nachteile einer Agroforstwirtschaft sind – das erfährst du in diesem Artikel!
Definition und Merkmale: Was ist Agroforstwirtschaft?
Unter Agroforstwirtschaft versteht man die bewusste Kombination von Land- und Forstwirtschaft auf derselben Produktionsfläche. Beispielweise werden nutzbare Bäume und Sträucher auf Ackerflächen oder Weiden integriert.
Daraus ergeben sich zahlreiche ökologische Vorteile, z. B. eine höhere Bodenfruchtbarkeit, bessere Widerstandsfähigkeit gegen Dürren und Unwetter sowie Erosionsschutz. Bei fachgerechter Planung sind Agroforste außerdem auch wirtschaftlich rentabel. Klingt doch maximal förderlich und sinnvoll, oder?
Agroforst vs. Monokultur: ein Kräftemessen?
Wer an Äcker oder Getreide denkt, hat sofort ein Bild vor Augen: eine weitflächige Monokultur. Aber – lass uns mal Klartext reden: Die Monokultur ist nicht zukunftsfähig. So ist sie angewiesen auf den Einsatz von künstlichen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, lässt die Artenvielfalt verarmen und laugt den Boden aus. Die Agroforstwirtschaft zeigt, wie es anders gehen kann, zum Schutz von Boden, Pflanzen und tierischen Lebewesen.
Welche Arten der Agroforstwirtschaft gibt es?
Ob Maisfelder mit Reihen aus Edelholzbäumen oder Schafweide im Obstgarten: Grundsätzlich sind viele verschiedene Formen der Agroforstwirtschaft denkbar. Häufig kombiniert man mehrjährige Gehölze, etwa Obstbäume oder Werthölzer (Gehölz für z. B. Möbel), mit einjährigen Ackerpflanzen oder Weideflächen.
Wer mit schlauen Fremdwörtern um sich werfen möchte, kann – je nach Art der Nutzung – die folgenden drei Arten unterscheiden:
- Silvoarable Systeme: Bäume mit Ackerkulturen
- Silvopastorable Systeme: Bäume mit Tierhaltung
- Agrosilvopastorable Systeme: Bäume mit Ackerkulturen und Tierhaltung
Darüber hinaus gibt es noch Bezeichnungen für spezielle Formen der Agroforstwirtschaft. In unseren gemäßigten Breiten spielen vor allem sechs Formen eine Rolle:
- Alley Cropping: Gehölze werden in Reihen (also als Alleen, engl. „alleys“) gepflanzt, dazwischen werden Feldfrüchte wie Mais, Roggen oder Weizen angebaut. Die Fläche zwischen den Reihen lässt sich effizient mit Maschinen bewirtschaften.
- Riparian Buffer: Hier dienen Gehölze als „Puffer“ zwischen landwirtschaftlichen Flächen und Gewässern. Die Bäume und Sträucher sollen Erosion vermeiden und schützen das Gewässer vor Pestiziden und Düngern.
- Silvopasture: Wie oben schon erwähnt, handelt es sich um eine Kombination von Tieren mit Bäumen bzw. Sträuchern. Idealerweise bilden Tiere, Gräser und Bäume eine Symbiose: Die Tiere nähren sich von Weidegras und evtl. Baumfrüchten und liefern ihrerseits Dung für die Pflanzen. Durch die ständige Beweidung wächst die Grasfläche nicht mit Bäumen zu.
- Windschutzhecken: Heckenpflanzungen rund um Ackerkulturen sind besonders in exponierten Offenlandschaften wichtig – sie bremsen den Wind und sorgen für ausgeglichenere klimatische Bedingungen am Acker.
- Forest Farming: Darunter versteht man Tierhaltung oder Anbau von Kulturen im Wald, beispielsweise von Pilzen, Heilkräutern oder Enten.
- Waldgärten: Im Anbau wird versucht, alle Ebenen der Vegetation für die Nahrungsproduktion zu nutzen. Deshalb kommen Ackerfrüchte, Sträucher, Bäume in verschiedener Höhe zum Einsatz. Kennzeichnend für Waldgärten sind oft eine kleinere Fläche und eine hohe Diversität an Pflanzen.
Vorteile der Agroforstwirtschaft: über Böden, Wasser und Resilienz
Jetzt hast du ja schon einen guten Einblick bekommen, wie eine Agroforstwirtschaft aussehen könnte. Und an der einen oder anderen Stelle ist auch schon durchgeklungen, welche nützlichen Eigenschaften diese Mischkulturen haben.
Sehen wir uns nun die wichtigsten Vorteile der Agroforstwirtschaft im Detail an:
Effiziente Ausnutzung von Nährstoffen
Jede Pflanze wurzelt ein wenig anders. Bäume können mit ihren Wurzeln in Erdschichten vordringen, die z. B. für Getreidepflanzen unzugänglich sind. Mit speziellen Techniken lassen sich Bäume dazu anregen, noch tiefer zu wurzeln. So werden die Bodennährstoffe optimal genutzt und der Gesamtertrag gesteigert.
Bessere Wasserversorgung
Tiefwurzelnde Gehölze sind auch in puncto Wasserversorgung ein großer Vorteil. Bäume und Sträucher fungieren dann gewissermaßen wie eine Wasserpumpe: Sie nehmen Feuchtigkeit aus tiefen Erdschichten auf und geben diese dann über Verdunstung durch die Blätter an die umgebenden Pflanzen ab.
Höhere Bodenfruchtbarkeit
Agroforstsysteme helfen dabei, den Boden fruchtbar zu erhalten. Denn das herabfallende Laub wirkt wie eine natürliche Mulchschicht: Es wird von Mikroorganismen zersetzt und versorgt den Boden mit wichtigen Nährstoffen wie Kalium, Magnesium und Phosphor.
Grundwasserschutz
Die Bäume und Sträucher in einem Agroforstsystem schützen außerdem das Grundwasser: Sie speichern Schadstoffe und verhindern, dass diese ins Grundwasser bzw. umliegende Gewässer gelangen.
Förderung der Artenvielfalt
Ein vielfältig bepflanztes Stück Land bietet natürlich auch vielfältigen Tierarten Lebensraum und Nahrung. So freuen sich Vögel über Nistplätze in Bäumen und Sträuchern – aber auch die Anzahl der Insektenarten steigt. Der Vorteil für die Landwirt*innen: Schädlinge können sich nicht so gut ausbreiten, da sie mehr natürliche Fressfeinde haben.
Speicherung von CO2
Die Klimakrise ist drängender denn je – und Agroforste könnten ein Puzzlestück zu ihrer Bewältigung sein: Denn im Holz von Bäumen und Sträuchern werden erhebliche Mengen an CO2 gebunden. Gleichzeitig sorgen sie für den Aufbau von Humus, welcher ebenfalls ein ausgezeichneter CO2-Speicher ist.
Hast du schon einmal von Carbon-Farming gehört? Es handelt sich hierbei um eine Methode der regenerativen Landwirtschaft, bei der CO2 in landwirtschaftlichen Boden gespeichert wird.
Nutzung von Flächen in schwierigen Lagen
Manche Flächen bringen nur wenig landwirtschaftlichen Ertrag, z. B. weil sie auf einem Hang liegen oder der Boden sehr karg ist. Mit Agroforstwirtschaft lassen sich zusätzliche Ertrags- und Einkommensquellen erschließen, indem etwa Hänge mit Obst- oder Nussbäumen bepflanzt oder karge Böden durch Bewaldung fruchtbarer gemacht werden.
Stichwort Klimawandel: resilient in die Zukunft
Das Wort „Resilienz“ ist derzeit in aller Munde. Man bezeichnet damit die Fähigkeit, mit Krisen umzugehen. Davon werden wir in Zukunft auch in der Landwirtschaft jede Menge brauchen, denn aufgrund der Klimakrise nehmen Dürren, Überschwemmungen und Unwetter zu. Die gute Nachricht: Agroforstwirtschaft kann hier richtig punkten.
Die zusätzlichen Bäume und Sträucher speichern Wasser und spenden Schatten, sodass Dürren abgemildert werden. Außerdem fördern sie einen humusreichen Boden – der wiederum mehr Wasser aufnehmen kann. Das hilft im Falle starker Regenfälle, damit der Boden nicht weggeschwemmt wird.
Nachteile der Agroforstwirtschaft: Konkurrenzkampf unter Pflanzen
So weit, so vielversprechend. Aber: Fakt ist, dass der Anbau von Agroforstsystemen aktuell noch relativ selten vorkommt. In der konventionellen Landwirtschaft dominieren nach wie vor Monokulturen. Welches sind also die Nachteile eines Agroforsts? Und: Kann eine Agroforstwirtschaft auch wirtschaftlich rentabel sein?
Konkurrenz um Licht, Nährstoffe und Wasser
Alle Pflanzen benötigen Licht, Nährstoffe und Wasser. Im Agroforstsystem kann es deshalb zu einer Konkurrenz zwischen Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Ackerpflanzen kommen.
Mit kluger Planung lässt sich dem aber – bis zu einem gewissen Punkt – entgegensteuern: Baumreihen sollte man z. B. eher in Nord-Süd-Richtung pflanzen, damit sie möglichst wenig Schatten werfen.
Wichtig ist außerdem die richtige Kombination: Sonnenhungrigen Mais unter dichtem Blätterdach zu pflanzen, ist eher eine schlechte Idee. Gemüsebeete mit Kohlrabi, Spinat und Salat freuen sich hingegen über Halbschatten.
Tipp: Das Design der Agroforstwirtschaft spielt also eine entscheidende Rolle. Worauf es bei Anordnung und Auswahl der Kulturen ankommt, erklärt Landwirt Leon Schleep in seinem Buch „Market Gardening & Agroforst“.
Zusätzlicher Arbeitsaufwand
So nützlich die Bäume im Agroforst sind: Für Aufzucht, Pflege und Ernte gilt es, die Ärmel hochzukrempeln. Und dazu braucht es natürlich einiges an zusätzlichem Wissen, etwa was das Schneiden von Obstbäumen oder die richtige Behandlung der Wurzeln angeht.
Aber auch der Arbeitsaufwand für Ackerkulturen ist – im Vergleich zu reinen Monokulturen – in der Regel höher, da z. B. Erntemaschinen öfter wenden müssen.
Vielzahl an Produkten
Für die Landwirt*innen ist das natürlich einerseits ein Vorteil, da sie z. B. neben Getreide auch Holz, Obst oder Nüsse verkaufen können. Andererseits bringt das auch Nachteile mit sich: Kleinere Mengen von verschiedenen Produkten zu vermarkten ist nämlich wesentlich aufwändiger.
Hohe Investitionskosten
Bäume und Sträucher zu pflanzen und zu pflegen, verursacht in den ersten Jahren zunächst einmal nur Kosten. Bis sich ein Ertrag erwirtschaften lässt, dauert es – je nach Sorte und Nutzung – mehrere Jahre bis Jahrzehnte. Landwirt*innen benötigen also Kapital, das sie langfristig investieren können.
Ist Agroforstwirtschaft ökonomisch rentabel?
Ja, unter bestimmten Voraussetzungen. Am wichtigsten ist eine gründliche und fachkundige Planung, damit die einzelnen Elemente eine Symbiose bilden und sich nicht gegenseitig behindern. Dann lässt sich mit Agroforstwirtschaft der Ertrag einer Fläche sogar steigern.
Dazu kommt: Wenn in Zukunft Extremwetterereignisse zunehmen, werden die Vorteile von Agroforsten auch wirtschaftlich noch relevanter. Denn auf Monokulturen wird es dann häufiger zu Ernteausfällen kommen.
Agroforstwirtschaft planen: Was gilt es zu beachten?
Ein Agroforst ist ein komplexes Ökosystem. Genau das macht ihn ja so robust und widerstandsfähig. Deshalb ist die Planung aber auch anspruchsvoll und benötigt einiges an Know-how.
Krone an Krone: Planung der Baumreihen
Möchtest du eine landwirtschaftliche Fläche (z. B. Ackerfläche, Weide, Market Garden) mit Gehölzen bepflanzen, dann ist die Anordnung dieser Bäume und Sträucher entscheidend. Sehr häufig werden die Gehölze in Reihen angeordnet (Alley Cropping). Bedenke dabei folgende Parameter:
- Abstände der Reihen: Diese sollten so groß sein, dass die Ackerfläche dazwischen leicht zu bewirtschaften ist. Wenn landwirtschaftliche Fahrzeuge zum Einsatz kommen, dann muss der Reihenabstand daran angepasst werden. Bei zu engen Reihenabständen können die Feldfrüchte unter zu viel Schatten leiden (in heißen Regionen hingegen ist der Schatten ein gewünschter Effekt).
- Ausrichtung der Reihen: In der Regel empfiehlt sich eine Ausrichtung von Norden nach Süden, da dabei am wenigsten Schatten entsteht.
- Baumhöhe: Bei der Entscheidung für die Baumhöhe spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Erstens wird mit steigender Höhe der Baumschnitt aufwändiger. Zweitens vergrößert sich dann tendenziell die Größe der Baumkrone und der Schattenwurf wird größer. Mittels Aufastung lässt sich das Schattenrisiko aber reduzieren.
- Baumabstand innerhalb der Reihen: Dieser hängt wesentlich vom späteren Kronendurchmesser der Bäume ab. Als Faustregel kann gelten, dass bei einem geplanten Stammdurchmesser von 60 Zentimetern ein Baumabstand von 10–15 Metern realistisch ist.
Wer braucht was: Konkurrenzsituationen bedenken
Damit sich die Gewächse später nicht in die Quere kommen, sollte die Konkurrenz um Licht, Nährstoffe und Wasser von Anfang berücksichtigt werden.
- Licht: Hier spielen vor allem Baumhöhe und Reihenabstände eine wichtige Rolle. Je nach Lage, Region und Anbaukultur kann es gewünscht sein, dass die Gehölze mehr oder wenig Schatten werfen.
- Nährstoffe: Verschiedene Methoden können helfen, dass die Wurzeln deiner Bäume und Sträucher den Feldfrüchten nicht die gesamten Nährstoffe wegnaschen. Mit einem Wurzelschnitt oder einer Wurzelbarriere „erziehst“ du die Gehölze, mehr in die Tiefe zu wurzeln.
- Wasser: Grundsätzlich kann es sein, dass ein Agroforst für feuchtere Böden sorgt und somit einen positiven Effekt auf die Wasserversorgung der übrigen Pflanzen hat. Allerdings kann es auch zu einer Konkurrenz um Wasser kommen. In diesem Fall hilft es ebenfalls, die Gehölze zum tieferen Wurzeln anzuregen.
Ausdauer ist gefragt: Ertragszeitraum berücksichtigen
Je nach Auswahl der Gehölze kann es 5 bis über 50 Jahre dauern, bis sich erste Erträge erwirtschaften lassen. Deshalb ist es aus ökonomischer Sicht sehr wichtig, die passenden Sorten zu wählen. Man unterscheidet:
- Kurzumtrieb: Ertrag nach 3–10 Jahren, schnellwachsende Gehölze wie Pappeln oder Weiden, regelmäßiger Rückschnitt und Verarbeitung zu Holzhackschnitzeln
- Stammholzproduktion: Ertrag nach mehr als 10 Jahren, schnellwachsende Gehölze wie Kiefern, Nutzung als Bauholz oder Brennholz
- Wertholzproduktion: Ertrag nach mehreren Jahrzehnten, hochwertige Hölzer wie z. B. Eschen oder Kirschen, Nutzung als Furnier- oder Möbelholz
- Obst- oder Nussproduktion: Ertrag nach 3–7 Jahren, verschiedene Obst- und Nussbäume sowie Wildobststräucher
Traditionelle Formen der Agroforstwirtschaft – weltweit verbreitet
Agroforstwirtschaft ist hip, weil sie einfach hervorragend zu den aktuellen klimatischen Herausforderungen passt. Bäume, Feldfrüchte und Tierhaltung zu kombinieren ist aber eigentlich ein recht alter Hut. Seit Jahrhunderten setzen Menschen rund um den Globus auf diese Bewirtschaftungsform.
Wo gab bzw. gibt es überall Agroforstwirtschaft? Das zeigt dir unser kurzer Überblick:
Idyllisch: Streuobstwiesen in Mitteleuropa
Vielleicht kennst du den Anblick: Wiesen mit locker verstreuten Obstbäumen im Abstand von 2–5 Metern. Solche Streuobstwiesen werden in Europa seit dem Mittelalter zum Obstanbau genutzt. Die Grasfläche dazwischen dient als Weide für Schafe, Kühe oder Ziegen. Das so entstandene Ökosystem verfügt oft über eine reichhaltige Flora und Fauna mit zahlreichen Kräuter-, Vogel- und Insektenarten.
Schweinefutter: Eichenwälder in Spanien
In Spanien gibt es traditionell die sogenannten „Dehesas“. Dabei handelt es sich um ein Agroforstsystem aus Korkeichen, Weideflächen und Viehhaltung (vor allem Schweine). Die Eicheln dienen den Schweinen als Futter, gleichzeitig bieten die Bäume Schutz vor der heißen spanischen Sommersonne – und liefern dazu noch Kork.
Schau nach oben: „Homegardens“ im Regenwald
In tropischen Regionen finden sich die sogenannten „Homegardens“ oder auch „Waldgärten“. Das sind vielfältige Ökosysteme, die sich an den „Stockwerken“ des Regenwaldes orientieren, wobei jede Ebene produktiv genutzt wird. In Bodennähe wachsen z. B. Ananaspflanzen oder Hülsenfrüchte, darüber kleinere Bäume mit Kakao, Bananen oder Mangos sowie als höchste Ebene dann Urwaldriesen wie z. B. Mahagonibäume.
Agroforstwirtschaft und Ecofarming in den Tropen
Die oben genannten „Waldgärten“ sind auch ein gutes Beispiel für Ecofarming in den Tropen. Darunter versteht man eine nachhaltige Art der Landwirtschaft, bei der die Bodenfruchtbarkeit dauerhaft erhalten bleibt. Im Gegensatz dazu steht die Praxis der Brandrodung, bei der Teile des Regenwalds einige Jahre landwirtschaftlich genutzt und dann wieder sich selbst überlassen werden. Ecofarming hingegen ermöglicht eine langfristige, kontinuierliche Nutzung von Flächen.
Ganz konkret: ein Beispiel für Bewirtschaftung mit Agroforst
Jetzt aber genug der Theorie – Zeit, das Ganze etwas praktischer werden zu lassen! Landschafts-Designer und Permakultur-Fan Jonas Gampe zeigt uns, wie ein solches Agroforst-System aussehen kann.
Tipp: Du möchtest mehr zum Thema Permakultur in der Landwirtschaft erfahren? Dann schau’ doch mal in unseren Artikel „Permakultur-Landwirtschaft“. Jede Menge handfeste Tipps und Ideen findest du auch in Jonas Gampes Buch „Letzter Ausweg: Permakultur“.
Beim nachfolgenden Vorschlag handelt es sich um ein klassisches Beispiel für „Alley Cropping“. Das heißt, Bäume und Sträucher werden in Reihen angeordnet und dazwischen findet sich Platz für Ackerstreifen.
Das Konzept eignet sich für größere landwirtschaftliche Betriebe mit mindestens 5.000 m² Ackerfläche.
Folgende Punkte sind dabei zu beachten:
- Die Breite der Ackerstreifen muss auf die genutzten Maschinen angepasst sein. Wird z. B. eine 4 Meter breite Egge und ein 6 Meter breiter Mähdrescher benötigt, dann muss die Streifenbreite ein Vielfaches dieser beiden Maße sein, also z. B. 12 Meter oder 24 Meter.
- Die Baumreihen sollten ca. eine Breite von 1 Meter aufweisen.
- In der Reihe haben die Bäume einen Abstand von ca. 10 Meter zueinander, so haben die Bäume nach ca. 30 Jahren einen Kronenschluss erreicht.
- Die Baumreihen sollten in Nord-Süd-Ausrichtung gepflanzt werden, um den Schattenwurf zu optimieren.
Und hier noch einige wichtige Zahlen im Überblick:
Geeignete Flächengröße | Mindestens ca. 5.000 m², nach oben hin keine Grenze. |
Flächenart | Die Arbeitsspuren sollten möglichst von Nord nach Süd verlaufen. |
Kosten der Erstanlage | ca. 1.793 € pro Hektar |
Benötigte Pflege der Gehölze | maximal 6 Stunden pro Hektar, alle 3 Jahre |
Zusatzerträge durch | Wertholz, Energieholz, Nüsse und Früchte |
Ertragszahlen | 92 % der Fläche wie bisher und 3.168 € Zusatzertrag durch Wertholz pro Jahr und Hektar. |
Statt Monokultur: nachhaltige Landnutzung mit Agroforstwirtschaft
Auch wenn das Wort „Agroforstwirtschaft“ zunächst ein wenig trocken und technisch klingt: Die Umsetzung ist äußerst lebendig. Denn es geht darum, eine krisenfeste Landwirtschaft zu schaffen, die uns auch in Zukunft ernähren wird – und gleichzeitig Platz für zahlreiche andere Lebewesen bietet. Baum für Baum in eine nachhaltigere Zukunft!
Du möchtest noch mehr in die Tiefe tauchen? Dann schau’ doch mal in eines unserer Bücher – vollgepackt mit Wissen, Tipps und Tricks von landwirtschaftlichen Visionär*innen:
Ein Kommentar zu “Agroforstwirtschaft: Wenn sich der Baum nicht vom Acker macht …”
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