Warum du in Zukunft Palme mit Winter verbinden solltest
Wegen Wolfgang Palme! Er ist DER Spezialist, wenn es um den Anbau von Gemüse und Kräutern im Winter geht. Um diesen Titel zu erwerben, hat Wolfgang auch viel arbeiten müssen: in unzähligen Versuchen und jahrelangen Tests hat er herausgefunden, welches Gemüse bei welchen Temperaturen und unter welchen Umständen am besten wächst.
Und es ist wirklich erstaunlich, was er herausgefunden hat! Oder hättest du gedacht, dass die zarten Radieschen auch im Winter sprießen?
Im Interview erzählt uns der Frostexperte, wie er überhaupt auf die Idee gekommen ist, im Winter Gemüse anzubauen, und wie wir alle zum Wintergemüseanbauer werden können.
Die meisten Menschen verbinden den Winter nicht gerade mit ihrem Garten. Wie kommt man auf die Idee, Gemüse in der kalten Jahreszeit anzubauen?
Alles begann bei mir, ehrlich gesagt, vor vielen Jahren mit einer Panne auf meiner Versuchsstation. Wir konnten damals einen Salatsortenversuch nicht mehr ernten und auswerten, denn der Winter überraschte uns viel zu früh mit Schnee und Kälte . So überließen wir die Salate im Freien ihrem Schicksal. Eigentlich hätten sie ja erfrieren müssen; so steht es im Lehrbuch. Aber weil sie die Fachliteratur nicht gelesen hatten, blieben sie frisch und knackig bis zum Frühling. Wir staunten nicht schlecht. Salate bei -10 °C? Jetzt war unsere Neugier geweckt. Seither komme ich vom Winter nicht mehr los und aus dem Experimentieren nicht mehr heraus.
Im Winter ist frisches, gesundes Grün Mangelware. Im Supermarkt haben wir die Qual der Wahl: entweder von weit her transportiertes, südeuropäisches Gemüse oder heimisches, mit Heizung und Belichtung aufwendig und ressourcenfressend Erzeugtes. Da tut die winterliche Frischernte aus dem eigenen (Hoch)Beet dem Körper, der Seele und dazu noch der Umwelt besonders gut.
Welches Gemüse wächst überhaupt im Winter?
Mehr als man glaubt. Denn viele unserer bekannten oder auch noch weniger bekannten Gemüsearten sind frostfester, als wir das für möglich gehalten haben. Blattkohle, Zwiebelgewächse, Wurzelgemüse, aber auch Salate, Radieschen und Frischkräuter haben kein Problem mit dem winterlichen Frost. Im Frühbeetkasten, unter der Hochbeethaube oder sogar im Freien kommen sie mit der richtigen Pflege grün und gesund durch den Winter. Denn es ist eigentlich gar nicht so sehr der Frost, der sie bedroht.
Braucht es einen Garten oder geht das auch auf dem Balkon oder der Terrasse?
Der kleinste Garten ist ein Topf: das gilt sommers wie winters. Egal ob zu ebener Erde oder im 6. Stock: den Winter dürfen wir keinesfalls versäumen!
Was braucht es sonst noch, um mit dem Wintergärtnern anzufangen?
Eigentlich das Gleiche wie im Sommer: ein Beet oder einen Topf, eine Setzschaufel, ein paar Pflänzchen und Samen, eine Portion Geduld (denn im Winter wächst alles ein bisschen langsamer) und ausreichend Experimentierfreude und Neugier. Dann kann es schon losgehen …
Worauf muss man besonders achten, wenn man Gemüse im Winter anbauen möchte?
Auf den richtigen Zeitpunkt! Denn man baut Gemüse ja meist nicht im Winter an, sondern für den Winter. Und da muss man rechtzeitig dran sein. Es gilt, den Sommer und vor allem den Herbst zu nutzen, um im Winter frisch versorgt zu sein.
Erzähl uns doch bitte deine Lieblingsgeschichte zum Wintergärtnern.
Also: Es war einmal … Meine Lieblingsgeschichte zum Wintergärtnern ist ein erst kürzlich entdecktes, altes deutsches Märchen. Das müsst ihr in meinem Buch nachlesen. Echt märchenhaft!
Welche Vorteile hat der Gemüseanbau im Winter?
Viele! Der größte aber: es macht unglaublichen Spaß durchzumachen. Die Freude am Gärtnern endet ja nicht mit dem herbstlichen Laubfall. Nur das halbe Jahr zu nutzen wäre genauso unsinnig, wie nur das halbe Beet zu bewirtschaften. Also: lasst euch den Winter nicht entgehen!
Das werden wir nicht!
Danke, lieber Wolfgang Palme, für das nette Interview!