Vegane Weihnachten mit Brigitte Bach
Wenn Fruchtsoßen über Schlagobers gegossen, Eiskugeln getürmt und Schoko-Konfekte hereingetragen, wenn köstliche Cookies aus dem Ofen gezogen und himmlisch-fluffige Soufflés kredenzt werden, dann beginnen Brigitte Bachs Augen zu glänzen: Backen ist ihre Leidenschaft, genießen ihr Lebensmotto. Natürlich gilt dies ganz besonders für Weihnachten, die Saison der großen Familienfeste und der opulenten Festtagsspeisen.
Weihnachten ganz ohne Tierprodukte?
Ja, das geht – und zwar ganz einfach, genussvoll und entspannt!
Brigitte Bach zeigt dir in diesem Gastbeitrag, wie du auch ohne tierische Zutaten grandiose Weihnachtsmenüs auf den Tisch zaubern kannst und verrät dabei noch exklusiv ein unwiderstehliches veganes Rezept für Spekulatius-Heidelbeer-Apfel-Törtchen.
?Mein veganes Weihnachten?
Gans essen mit Tante und Onkel, Vanillekipferl nach Omas Rezept backen und alljährlich über den Christkindlmarkt bummeln. Kaum ein Fest wird von so vielen Traditionen bestimmt wie Weihnachten. Da passieren Dinge, die man innerhalb der Familie schon seit Ewigkeiten gleich handhabt und die auch jedeR so erwartet: weil sie an Kindheit erinnern, weil es ein besonderes und glanzvolles Fest sein soll und ganz einfach deshalb, weil es eben schon immer so war.
Von klassisch-traditionell zu rein pflanzlich
Auch ich habe viele solche Weihnachten erlebt und viele Bräuche mitgemacht, weil ich sie nun einmal von klein auf gewohnt war. Geschmückt, verpackt und beschenkt wurde in meiner seit jeher ökologisch ausgerichteten Familie stets mit Bedacht und nicht im Übermaß. Auch beim Essen war es so, aber die Gerichte und Naschereien, die auf den Tisch kamen, waren eben klassisch-traditionell.
Wahrscheinlich wäre das heute noch so, hätte ich mich 2009 nicht entschieden, vegan zu leben. Ein Jahr, in dem sich so vieles in meinem Leben änderte – auch Weihnachten. Ich weiß, dass ich mich sehr glücklich schätzen kann, dass mein Beschluss in meiner Familie kein Drama auslöste. Vielmehr wurde, wenn auch mit anfänglicher Skepsis, festgelegt, dass wir der Einfachheit halber nicht doppelt kochen, sondern nur rein pflanzliche Speisen zubereiten werden. Diese schließen nämlich niemanden aus.
Im Nachhinein betrachtet, war dies der Startschuss für ein total entspanntes Weihnachtsfest. Meine Eltern schienen regelrecht befreit vom Termindruck des Vorbestellens von Pute, Ente und Co. und auch vom Stress bei deren stundenlanger Zubereitung. Stattdessen holte sich meine Mama Inspirationen in veganen Kochbüchern und befragte mich zu geeigneten Zutaten, während ich meine ersten veganen Kekse kreierte und mir prächtige Desserts überlegte.
Und als ich am Ende in rundum glückliche Gesichter blickte und keiner das Gefühl hatte, auf etwas verzichtet zu haben, war ich einfach nur selig. Nicht zuletzt deshalb, weil die friedvolle Weihnachtsbotschaft mit einem Fest ohne Tierleid zumindest in meiner eigenen kleinen Welt Wirklichkeit geworden war.
Heuer werde ich mit meiner Familie das siebte Mal vegane Weihnachten feiern – und was wäre dies ohne Traditionen. Ich freue mich jedenfalls riesig auf die inzwischen obligatorischen gebratenen Kräuterseitlinge am Heiligen Abend und meine beliebten Spekulatius-Törtchen, die ich jedes Jahr in anderer Form backe.
Meine Tipps für ein rundum fröhliches veganes Weihnachtsfest
Kunterbunt kochen und backen – am besten gemeinsam
Die Behauptung, dass man bei einem veganen Weihnachtsmenü auf etwas verzichten müsse, ist glücklicherweise falsch. Wichtig ist, dass Gemüse und Getreide nicht zu Beilagen degradiert werden, sondern in ihrer ganzen Vielfalt in die Mitte des Tellers rücken. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen, saisonalen Gemüsekreationen aus Kürbis, Pastinaken, Topinambur oder Kohlsprossen? Oder vielleicht doch ein festlicher Braten aus Linsen, Nüssen, Maronen oder Seitan? Vegane Naschkatzen können aus Erfahrung bestätigen, dass knusprige Kekse und seidige Cremes auch ohne Milch und Eier funktionieren.
Gemeinsam geht alles leichter und macht auch viel mehr Spaß …, deshalb am besten zusammen kochen und Nicht-VeganerInnen bei der Auswahl und beim Einkauf der Zutaten unterstützen.
Vegane Stolperfallen vermeiden
Butterreinfett im Schoko-Weihnachtsmann, Bienenhonig im Marzipan oder Gelatine im Punsch – tierische Zutaten verstecken sich in mehr Produkten, als man zunächst denkt. Deshalb erfordert das Lesen von Zutatenlisten oder das Nachfragen am Verkaufsstand manchmal einiges an Geduld. Orientierungshilfe bieten die Vegan-Blume und das V-Label, die auf Lebensmittelverpackungen und Speisekarten zu finden sind. Wer ganz sichergehen will, kauft in einem veganen (Online-)Laden ein oder besucht einen veganen Weihnachtsmarkt(stand), die zum Glück immer häufiger werden.
Entspannt und geduldig bleiben
Die Erwartungshaltungen liegen hoch, die nervliche Anspannung ist groß, kommt dann auch noch der Aspekt „vegan“ (buchstäblich) auf den Tisch, kann der Weihnachtsabend schnell in wüsten Diskussionen enden. Deshalb ist bei allen Beteiligten Geduld, Nachsicht, Toleranz und Fingerspitzengefühl gefragt. VeganerInnen möchten sich in festlicher Runde ganz sicher nicht für ihre Ernährung rechtfertigen oder sich gar abfällige Bemerkungen anhören müssen.
Umgekehrt sollte man immer bedenken, dass die persönliche Ernährungsweise ein durch Gewohnheiten geprägter, existenzieller Lebensbereich ist, den die wenigsten kurzerhand auf rein pflanzlich ändern. Deshalb: Eine entspannte Haltung bewahren. Dies gilt auch für den Umgang mit nicht-veganen Geschenken. Als BeschenkteR also immer den guten Willen hinter dem Geschenk sehen und als SchenkerIn Interesse für die veganen Gewohnheiten verstehen lernen, damit im nächsten Jahr auch sicher das passende Geschenk unterm Bäumchen liegen wird.
Rezept: Spekulatius-Heidelbeer-Apfel-Törtchen
(Zutaten für 4 Tartelettes-Förmchen mit einem Durchmesser von 10 cm)
Zutaten
Für den Mürbteig
- 160 g Dinkelmehl (Type 700)
- 40 g Mandeln, gemahlen
- 15 g Maisstärke
- 1 Prise Salz
- 2,5 EL Agavendicksaft
- 50 g Kokosfett, flüssig
- 2 EL Wasser
Für die Füllung
- 1 kleiner Apfel
- 200 ml Apfel-Johannisbeer-Saft
- 2 TL Rohrohrzucker
- 20 g Maisstärke
- 1 TL Spekulatiusgewürz
- 130 g Heidelbeeren (tiefgekühlt und nicht aufgetaut)
- 30 g Marzipan, kalt
- 30 g Spekulatiuskekse
Für das Topping
- 100 g Schlagcreme
- 1/2 Packung Sahnesteif/Sahnefest
- 2 Spekulatiuskekse
Zubereitung
- Mehl mit Mandeln, Stärke und Salz in einer Schüssel vermengen. Anschließend mit Agavendicksaft, Kokosfett und Wasser rasch zu einem homogenen Teig verkneten. Diesen in vier gleiche Portionen teilen, in gefettete Tartelettes-Förmchen drücken und mit einer Gabel mehrmals einstechen. Die Förmchen anschließend für mindestens 30 Minuten in den Kühlschrank stellen.
- In der Zwischenzeit den Apfel teilen, schälen, entkernen und in sehr kleine Stückchen schneiden. Den Saft mit Zucker, Stärke und Spekulatiusgewürz in einem kleinen Topf glattrühren und unter Rühren zum Kochen bringen. Sobald die Masse eindickt, die Apfelstückchen und die Heidelbeeren zugeben und alles gut miteinander vermengen.
- Das Marzipan auf einer Reibe raspeln, die Kekse fein zerbröseln und beides auf den Mürbteigböden verteilen. Dann die Apfel-Heidelbeer-Masse gleichmäßig auf die Förmchen verteilen und glattstreichen. Anschließend bei 170 °C 25–27 Minuten backen. Abkühlen lassen.
- Die Schlagcreme mit Sahnesteif fest aufschlagen und kurz vor dem Servieren locker auf die Törtchen streichen oder mit einem Dressiersack dekorativ aufspritzen. Zwei weitere Kekse zerbröseln und auf die Schlagreme streuen.
Tipp: Wer nicht backen möchte, macht aus Heidelbeer-Apfel-Masse, Spekulatiuskeksenund Schlagcreme einfach ein köstliches Schichtdessert und füllt die einzelnen Komponenten abwechselnd in Dessertgläser.
Hast du nicht auch Lust bekommen auf die wunderbaren Köstlichkeiten aus Brigitte Bachs Backstube? In ihrem Buch Vegane Backträume versammelt sie unwiderstehliche, rein pflanzliche Rezepte, von Heidelbeercupcakes über Cassis-Brownies bis hin zu herzhaften Brötchen.
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Alles Wissenswerte zum veganen Backen gibt es in B.B.’s Bakery, dem lesenswerten Blog von Brigitte Bach!