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Janina
BEITRAGSAUTORIN: Janina | KATEGORIE: Garten & Balkon | 08.03.2025 | aktualisiert: 06.03.2025

„Der Garten soll dich runterholen, dich erden, den Kopf wieder frei machen.“ – Interview mit Pia Eis

Gärtnern kann so viel mehr sein als eine To-Do-Liste voller Aufgaben. Es kann entschleunigen, verbinden und uns dabei helfen, im Einklang mit der Natur zu leben. Pia Eis hat genau diesen Ansatz in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gestellt. Mit ihrem neuen Buch „Die Slow Gardening-Revolution“ zeigt sie, wie man den Garten nicht nur klimafit und nachhaltig bewirtschaftet, sondern ihn auch als Raum für Achtsamkeit und Entspannung nutzen kann.

Im Interview erzählt Pia, wie sie zum Slow Gardening gekommen ist, warum der phänologische Kalender für sie so wichtig ist und welche einfachen Tipps jede*r sofort im eigenen Garten umsetzen kann. Erfahre, warum es sich lohnt, auf Zeigerpflanzen zu achten, wie du deine Gartenarbeit an die natürlichen Jahreszeiten anpasst und was es mit der „Revolution“ beim Gärtnern auf sich hat.

Liebe Pia, kannst du dich kurz vorstellen? Was hat dich auf den Weg gebracht, dich so intensiv mit dem Gärtnern zu beschäftigen?

In den Garten gehen, war immer Thema bei uns. Schon in der Kindheit mit der Oma und der Mutter. Deshalb war es auch ganz klar für mich beim Hausbauen Wert auf den Garten zu legen. Später war der Garten die Entschleunigung und das Krafttanken im Ausgleich zu meinem fordernden Bürojob. Und mit den Kindern bekommt ein Garten nochmal eine neue Aufgabe.

Was fasziniert dich besonders an der Naturbeobachtung und am nachhaltigen Gärtnern?

Alles findet seinen Platz im nachhaltigen Gärtnern. Wenn der Garten gut durchdacht ist, dann haben eben auch die Äste vom Obstbaumschnitt Platz und der Rasenschnitt. Und wenn so viele unterschiedliche Lebensräume geschaffen werden, siedeln sich auch viele verschiedene Tiere an. Über die man sich einfach freut, wenn man sie entdeckt oder einfach durchs Jahr hin beobachten kann.

Dein neuer Ansatz ist das „Slow Gardening“. Wie kamst du zu diesem Konzept, und was bedeutet es für dich persönlich?

Der Alltag der Meisten ist einfach geprägt von Stress und Hektik, dass soll auf gar keinen Fall im Garten so weiter gehen. Der Garten soll dich runterholen, dich erden, den Kopf wieder frei machen. Dieses Erden hab ich in den letzten Jahren besonders stark gespürt und das will ich weitergeben. Und natürlich auch die Freude, wenn man was ernten kann und der Geschmack, der ja ganz anders ist, wenn man die Pflanze Wochen lang pflegt und hegt und dann endlich verspeisen kann.

Was hat dich dazu inspiriert, das Buch „Die Slow Gardening-Revolution“ zu schreiben? Gab es einen bestimmten Aha-Moment?

Die letzten Jahre, trockene Frühlinge, alles ist viel zeitiger dran und im Sommer blühen auf einmal Herbstblumen. Da kann man sich nicht mehr nach dem Kalender richten und welcher Monat gerade ist. Z.B.. die Hollerbeeren, die waren immer zum Schulbeginn reif, letztes Jahr schon im August. Wenn man dann die Natur beobachtet, dann merkt man genau, wie weit sie ist und welche Arbeiten anfallen.

Der Titel spricht von einer „Revolution“ – was macht dein Buch anders als klassische Gartenratgeber?

Dass die Naturbeobachtung im Vordergrund steht. Blühen schon die Drindln (Kornellkirsche) und der Boden ist aufgetaut, kann man gut Beerensträucher einsetzen und Stauden teilen.

Was können Leser*innen konkret aus deinem Buch mitnehmen? Welche Veränderungen im eigenen Garten oder Denken wünschst du dir?

Dass Garten und Gartenarbeit Freude machen soll und kein MUSS ist. Der eigene Garten soll auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten sein und wenn man nicht Rasenmähen mag, dann macht man sich halt eine Blumenwiese.

Dein Buch basiert auf dem Konzept des phänologischen Gärtnerns. Kannst du kurz erklären, was dahintersteckt?

Die Phänologie bedeutet das Studium des Erscheinens. Anhand von ausgewählten Zeigerpflanzen erkennt man, wie weit die Natur gerade ist und welche Arbeiten im Garten gemacht werden können.

Warum ist der phänologische Kalender so hilfreich, wenn es um nachhaltiges und klimafittes Gärtnern geht?

Es ist einfach Standort bezogen. Die Zeigerpflanzen sind ganz individuell. In meinem westseitigen Vorgarten ist noch eine andere Jahreszeit als in meinem südseitigen Garten. Da sind die Tulpen bis zu 2 Wochen später dran, trotzdem ist gerade März.

Inwiefern hilft dieser Ansatz dabei, den Garten klimafreundlicher und widerstandsfähiger zu gestalten?

Standortgerechte Pflanzen, den Boden im Garten kennen und mulchen, mulchen mulchen – und es ist schon ein großer Schritt in die richtige, klimafitte Richtung getan.

Was empfiehlst du Menschen, die mit dem phänologischen Gärtnern beginnen möchten?

Ein kleines Notizbuch und sich einfach mal Beobachtungen aufschreiben wie z.B.: „Heute erste Hummel entdeckt“ oder „Schneerosen blühen“

Was würdest du dir wünschen, dass mehr Menschen über das Gärtnern und die Natur lernen?

Es ist noch in ganz vielen Köpfen das Bild vom aufgeräumten Garten. Das hat eigentlich nichts mit einem Naturgarten zu tun. Nackte Erde und über den Winter alle Stauden abgeschnitten. Schaut nicht nur langweilig aus, sondern bietet auch den Nützlingen kein Winterquartier.

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